Wilhelm Rosenthal
Persönliche Daten |
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| Name: | Rosenthal | |||
| Vorname: | Wilhelm | |||
| Religion bei Geburt: |
jüdisch
1905 erfolgte der Austritt aus der jüdischen Gemeinde, danach ohne Bekenntnis |
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| Geburtstag: | 21.12.1870 | |||
| Geburtsort: | Fürth | |||
| Todestag: | 13.09.1933 | |||
| Sterbeort: | München | |||
| Ausbildung Beruf/Erwerb: |
Rechtsanwalt, 1921 Ernennung zum Justizrat Rechtsanwaltstätigkeit: Ab 1906 bis mindestens 1925 in einer Kanzleigemeinschaft mit Dr. jur Wilhelm Diess, Ende des 1. Weltkrieges trat auch Justizrat Dr. Max Bernstein (1854 in Fürth – 1925 in München) in die Sozietät ein. Der Ehemann der Schauspielerin und Schriftstellerin Elsa Bernstein (Vereinsmitglied seit 1896) war neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt auch als Bühnenautor und Theaterkritiker tätig. 1932 Eintritt in die Kanzlei von Dr. jur. Max Pereles. Unternehmerische Tätigkeiten: 1907 Mitgründer und Syndikus des Wirtschaftlichen Verbandes für bildende Künstler in München 1910 Mitgründer des noch heute existierenden Theater-Verlages „Drei Masken Verlag“ in München 1918 Mitgründer der „Münchener Lichtspielkunst GmbH“, später „Münchener Lichtspielkunst AG“, 1. Vorsitzender des Aufsichtsrates, später Vorstandsvorsitzender des EMELKA Konzerns, 1920 Mitgründer des „Wirtschaftsverbandes Bayerischer Filmfabrikanten“, ab ca. 1925 Verbandsvorsitzender |
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| Staatsangehörigkeit bei Geburt: | Königreich Bayern | |||
Vorsitzender des Aufsichtsrates der Münchner Lichtspielkunst AG, nachdem die Münchner Lichtspielkunst GmbH 1919 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden war. (Fotografie um 1919 aus: Emelka, in: Das Land Bayern. Seine kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung für das Reich, München 1927, S. 366)
Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
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| 1904 | bis 1916 | Dr. Wilhelm Rosenthal | ||
| Für die Jahre nach 1916 liegen keine Mitgliederlisten mehr vor. Es ist aber anzunehmen, dass Wilhelm Rosenthal mindestens bis 1927, dem Todesjahr seiner Frau Lisette, dem Verein verbunden blieb. | ||||
Vereinsämter |
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| Als Mann konnte Wilhelm Rosenthal keine Vereinsämter übernehmen. In den Jahren 1913/14 war Wilhelm Rosenthal – wahrscheinlich im Rahmen der Loslösung des Instituts für Soziale Arbeit vom (Mutter-) Verein für Fraueninteressen – evtl. als Spezialist für Urheberrecht und/oder im Rahmen notwendiger Satzungsänderungen juristisch für den Verein tätig. Aus der "Rechenschafts-Ablage" des Vereins für das Jahr 1914 ist zu ersehen, dass W. Rosenthal sein Anwaltshonorar in Höhe von 60 Mark an den Verein zurückspendete. | ||||
Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen |
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Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate |
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An die Allgemeinheit der "Geistigen Arbeiter" München, 12. November 1918 Eine Reihe namhafter Gelehrter, Künstler, Politiker und Schriftsteller wendet sich mit folgendem Aufruf an die Allgemeinheit der “Geistigen Arbeiter”: An die geistigen Arbeiter! Im Augenblick von Deutschlands tiefster Not hat das gesammte deutsche Volk die Leitung seiner Geschicke in die Hand genommen, um sich einen besseren Frieden zu sichern und gleichzeitig durch freiheitliche Entwicklung im Innern Ersatz zu schaffen für das, was es etwa nach außen verlieren wird. Wir begrüßen den Gedanken, durch freie Entfaltung aller im Volke schlummernden Kräfte zur E r n e u e r u n g d e s d e u t s c h e n V o l k e s zu führen. Er ist urdeutsch und hat das deutsche Volk schon einmal zu neuem glorreicheren Leben erweckt. Was damals infolge der Machenschaften von Sonderinteressen in seiner vollen Durchführung stecken geblieben, soll nunmehr vollendet werden. Damit es gelinge, ist es nötig, daß alle geistigen Kräfte des Landes sich unumschränkt in den Dienst des Vaterlandes stellen. Mit Recht haben die neuen Regierungsgewalten als ihre erste Aufgabe die Fürsorge für Ernährung und Behausung des Volkes und die Schaffung von Arbeitsgelegenheit für die aus dem Kriege Zurückkehrenden und die, welche ihre Stelle bisher versahen, erkannt. (…). Daher muss für eine O r d n u n g d e s A r b e i t s v e r h ä l t n i s s e s gesorgt werden, welche die bisher stets vergeblich ausgesprochenen Wünsche der Arbeiterwelt in einer lediglich von der Rücksicht auf das Ganze getragenen Weise erfüllt. Hierzu ohne Klassenvorurteil mitzuwirken, sind ganz besonders die richterlichen und Verwaltungsbeamten berufen. Aber nicht nur in materieller Hinsicht muß für die Masse des Volkes besser als bisher gesorgt werden. Es muß ihr auch Gelegenheit gegeben werden, teilzunehmen an allem, was unser nationales Leben Schönes, Stolzes und Freudiges hervorgebracht hat und hervorbringt. Ihr Heim soll nicht bloß Schutz geben gegen die Unbilden der Witterung und nicht bloß die Möglichkeit gewähren, ohne Gefährdung der Gesundheit und Sittlichkeit eine neue kräftige Generation groß zu ziehen, auch die Kunst, die bisher nur die Wohnräume der Reichen geschmückt hat, muß ihre Wohnräume in Stätten des Behagens verwandeln. Gez.: Dr. Lujo Brentano, Nationalökonom; Benno Becker, Maler; Fritz Basil, Schauspieler; Franz Carl Endres, Schriftsteller; Dr. Theodor Fischer, Architekt; Dr. Josef v. Graßmann; Ministerialrat; H. V. Habermann, Maler; Max Halbe, Schriftsteller; Dr. Hohmann, Arzt; Ricarda Huch, Schriftstellerin; Dr. Theodor Löwenfeld, Rechtsanwalt , Universitätsprofessor; Wilh. Mayer, Oberlandesgerichtsrat; Dr. Oskar von Miller; Ingenieur; Dr. Friedrich v. Müller, Vorstand der Universitätsklinik; Dr. Wilhelm Rosenthal, Rechtsanwalt; Dr. Max Schrödter, Professor für Maschinenbaukunde; Bruno Walter, Generalmusikdirektor. (An die Allgemeinheit der „geistigen Arbeiter“, in: Münchner Neueste Nachrichten, 71. Jg., Nr. 571 v. 13.11.1918, S. 2) „Am kommenden Sonntag, 21. Dezember, nun begeht der Mann, der als Vorsitzender des Aufsichtsrates den Anstieg der Emelka von bescheidenen Anfängen bis zu ihrer weltumspannenden Wirksamkeit leitend mitgemacht hat, Dr. Wilhelm Rosenthal, seinen 60. Geburtstag. Justizrat Rosenthals hervorragende Stellung im Münchner Leben ist |
Vorsitzender des Aufsichtsrates der Münchner Lichtspielkunst AG, nachdem die Münchner Lichtspielkunst GmbH 1919 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden war. (Fotografie um 1919 aus: Emelka, in: Das Land Bayern. Seine kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung für das Reich, München 1927, S. 366)
Familie |
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| Vater | Emanuel (Emil) Rosenthal | Kaufmann | 1826 Uehlfeld - 1880 Fürth |
| Mutter | Marie Rosenthal, geb. Dispeker | 1833 Baiersdorf - 1911 Nürnberg | |
| Bruder | Salomon Rosenthal | Dr. med. Oberstabsarzt a. D. | 1858 Fürth - 1914 München |
| nannte sich Emil Rosenthal | |||
| Bruder | Julius Rosenthal | 1857 Fürth | |
| verh. mit Clara Rosenthal, geb. Ehrmann (1872 Lichtenfels - 1931 Nürnberg) | |||
| Bruder | Theodor Rosenthal | 1859 Fürth - 1903 St. Louis | |
| verh. mit Lina, geb. Werner | |||
| Schwester | Pauline Rosenthal, verh. Bacharach | 1860 Fürth - 1931 Nürnberg | |
| verh. mit Konrektor Isaac Bacharach, (1854 in Seligenstadt – 1942 in Theresienstadt) | |||
| Bruder | Carl Rosenthal | Porzellanfabrikdirektor | 1862 Fürth - 1920 Alt-Rohlau |
| verh. mit Elise, geb. Lehmann, (1862 Schnaittach – 1942 in Treblinka) | |||
| Schwester | Clothilde Rosenthal, in 1. Ehe verh. Schiff, in 2. Ehe verh. mit Heinrich Herrmann | 1865 Fürth - 1942 Theresienstadt | |
| in 1. Ehe verheiratet mit Arnold Schiff (1857 in Lage – 1916 in Bielefeld), in 2. Ehe verheiratet mit Heinrich Herrmann (1857 in Bamberg – 1942 in Theresienstadt) | |||
| Bruder | Alfred Rosenthal | 1868 Fürth - 1926 Nürnberg | |
Familienstand |
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| verheiratet in erster Ehe | 1897 | Lisette Rosenthal | 1874 München - 1927 München | |||
| Mitglied im Verein für Fraueninteressen seit 1904 | ||||||
| verheiratet in zweiter Ehe | 1929 | Maria Schremsdörfer | 1891 München | |||
Kinder |
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| Emil Emanuel Rosenthal | Filmschaffender | 1899 München - 1944 Therensienstadt | |||
| Emil Rosenthal wurde im 1. Weltkrieg schwer verletzt, ihm wurden beide Beine amputiert. Nach einem Philosophiestudium war er in dem Filmunternehmen seines Vaters u.a. als Produzent und Aufnahmeleiter tätig. In erster Ehe verheiratet mit der Schauspielerin Margarete Bauer, Künstlername Corry Bell (1904 in Feuerbach – 1985 in Paris); in zweiter Ehe (1931-1935) verheiratet mit Regina Loose (geb. 1896 in Obernik). | |||||
| Karl Ernst Rosenthal | Bauingenieur | 1901 München - 1985 Israel | |||
| Emigrierte bereits 1933 nach Jerusalem. In erster Ehe verheiratet mit Monica „Bella“ Ullmann, Bauhauskünstlerin (1905 in Nürnberg – 1993 in Stuttgart) und in zweiter Ehe verheiratet mit Gabriele Straus (1915 in München – 1986 in Kiryat Tivon, Israel). Die Kinderspychologin war die Tochter der Münchner Ärztin Rahel Straus (1880 in Karlsruhe – 1963 in Jerusalem), Mitglied des Vereins für Fraueninteressen seit 1911. | |||||
| Grete Rosenthal | 1902 München | ||||
| am 12.2.1922 meldete die Allgemeine Zeitung: "Unser Mitarbeiter der in Filmkreisen bekannte, vielseitige Schriftsteller H. U. Brachvogel ha sich mit der Tochter des Direktors des Emelka-Konzerns Justizrat Rosenthal, Frl. Grete Rosenthal, verlobt." (Allgemeine Zeitung, 125. Jg. Nr. 7 v. 12.02.1922, S. 56). Die Ehe schlossen die beiden aber nicht. Udo Brachvogel war der Sohn der Schriftstellerin Carry Brachvogel (1864 in München – 1942 in Theresienstadt), Vereinsmitglied seit 1903. Laut Münchener Meldeunterlagen meldete sich Grethe Rosenthal 1934 nach Berlin ab, ihr weiteres Schicksal ist noch nicht geklärt. | |||||
Eigene Publikationen |
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Rosenthal, Wilhelm: Der Sachwucher mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Reichsgesetzes v. 19. Juni 1893. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der hohen juristischen Fakultät der Kgl. B. Fririch-Wilhelms- Universität zu Erlangen, Erlangen 1894. Rosenthal, Wilhelm: Der 28. Deutsche Juristentag in Kiel, in Münchner Neueste Nachrichten 59. Jg., Nr. 431, v. 15.09.1906, S. 3 |
Quellen und Literatur |
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Dienstes-Nachrichten, in: Ministerialblatt für das Königreich Bayern, München, XIII. v. 02.07.1896, S. 213 Die 11 Scharfrichter im Konkurs, in: Münchener Ratsch-Kathl, XIV. Jg., Nr. 33 v. 23.04.1902, S. 1 Der neue Verein, in: Münchner Neueste Nachrichten, 56. Jg., Nr. 583 v. 13.12.1903, S. 3 f. Geschlossene Vorstellung von Gorkis "Nachtasyl" im Schauspielhaus, in: Münchner Neueste Nachrichten, 58. Jg., Nr. 312 v. 07.07.1905, S. 2 Beleidigungsprozeß Dr. Karl Peters gegen die Münchener Post, in: Allgemeine Zeitung 110. Jg., Nr. 214 v. 09.05.1907, S. 5 Der Verein "Münchner Künstlertheater", in: Münchner Neueste Nachrichten, 60. Jg., Nr. 269 v. 11.06.1907, S. 3 Der Peters-Prozeß, in: Allgemeine Zeitung 110. Jg., Nr. 279 v. 19.06.1907, S. 5 Der Peters-Prozeß, in:. Allgemeine Zeitung 110. Jg., Nr. 290 v. 26.06.1907, S. 4 ff. Nachklänge zum Peters-Prozeß, in: Allgemeine Zeitung, 110. jg., Nr. 373 v. 13.08.1907, S. 3 Todesanzeige: Emil Rosenthal, in: Münchner Neueste Nachrichten, 67 Jg., Nr. 81 v. 14.02.1914, S. 11 An die Allgemeinheit der „geistigen Arbeiter“, in: Münchner Neueste Nachrichten, 71. Jg., Nr. 571 v. 13.11.1918, S. 2 Verlobung Grete Rosenthal mit H. U. Brachvogel vgl. Allgemeine Zeitung, 125. Jg. Nr. 7 v. 12.02.1922, S. 56, Todesanzeige Max Bernstein, in: Münchner Neueste Nachrichten, 78. Jg. v. 10. März 1925, S. 14, Aus der Festschrift: 10 Jahre Emelka, in: Grafinger Zeitung, Nr. 7 v. 09.01.1929, S. 57, Hinter den Kulissen des Films, in: Illustrierter Sonntag, 2. Jg., Nr. 51, vom 21.12.1930, S. 12 Justizrat Rosenthal 60 Jahre, in: Münchner Neueste Nachrichten, 83. Jg., Nr. 346 vom 20.12.1930, S. 4 BLLV Datenbank jüdischer Lehrer|Bacharach, Isaak, online: Bacharach Isaak: Todesfallanzeige, Ghetto Theresienstadt, online: Eliska Rosenthalova|: Opferdatenbank, online: Herrmann Clothilde: Todesfallanzeige, Ghetto Theresienstadt, online: Herrmann Heinrich: Todesfallanzeige, Ghetto Theresienstadt, online: Female Enemy Alien-Exemption From Internment- Refugee Rosenthal, Grethe, in: 079-Internees At Liberty in UK 1939-1942: Roseng-Roszig, © 2025 Ancestry.com Privatarchiv Rosenthal: Rosenthal Family Tree, Descendants of Rosenthal, S. 1 u. 11-13 Münchner Lichtspielkunst AG (MLK), in: Historisches Lexikon Bayerns Dr. jur Wilhelm Rosenthal, in: Biographisches Gedenkbuch der Juden in München 1933 bis 1945 Emil Emanuel Kurt (Künstlername Kurt Rosen) Rosenthal, in: Biographisches Gedenkbuch der Juden in München 1933 bis 1945 Macek, Ilse: Emil Emanuel Kurt Rosenthal, Filmschaffender Brenner, Michael: Nathan der Geächtete, online (08.02.2024) Rosenthal Judy, “Die Regina-Lichtspiele,” MunichArtToGo, zuletzt zugegriffen am 2. November 2025 |
Anmerkungen |
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Wilhelm Rosenthal war das jüngste von insgesamt acht Kindern des Fürther Kaufmanns Emil Rosenthal und seiner Frau Maria, geb. Dispeker. 1889 kam er als Student nach München. Hier und in Nürnberg/Erlangen studierte er Jura und Staatswissenschaften. Schon damals zeigten sich seine vielfältigen Interessen, insbesondere seine Leidenschaft für Literatur und Theater. Darüber hinaus besaß er enorme organisatorische Fähigkeiten, die er später nicht nur beruflich als Rechtsanwalt nutzte, sondern auch in seinem bürgerschaftlichen Engagement für die Stadt München und für die dort lebenden Künstler. So initiierte er 1890 als Zwanzigjähriger eine Akademische Lesehalle für Studenten im alten Rathaus. Er war Mitglied im Akademisch-Dramatischen Verein und gründete 1903 den “Neuen Verein” als Nachfolgeorganisation. Er blieb 1. Vorsitzender bis 1914. Wesentlich beteiligt war er an der Gründung des Münchner Künstlertheaters, der Münchner Volksbühne, des Dreimaskenverlags und der Münchener Lichtspielkunst AG (EMELKA), zu der auch das Studiogelände in Geiselgasteig gehörte. Schon lange vor 1933 bekamen Wilhelm Rosenthal und seine Familie die Folgen des frühen Aufstiegs der Nationalsozialisten in München zu spüren. Dies lässt sich beispielhaft an der Hetzkampagne der Nationalsozialisten gegen den Stummfilm “Nathan der Weise” nachvollziehen. Dieser Film, der an das gleichnamige Theaterstück von Lessing und damit an das humanistische Toleranz-Ideal der deutschen Aufklärung anknüpfte, wurde von der EMELKA AG produziert. Wilhelms Sohn Emil war Aufnahmeleiter dieses frühen Monumentalfilmes. Die Aufführung in den Münchner Kinos wurde 1923 von den Nazis erfolgreich verhindert, da der bayerische Staat seiner Aufgabe, die Kulturfreiheit gegen seine Verächter zu schützen, nicht nachkam (vgl. M. Brenner, Nathan, der Geächtete). Wilhelms Frau Lisette starb bereits 1927. Wilhelm verlor unter dem Vorwand, dass er schon lange nicht mehr als Anwalt tätig gewesen sei, bereits 1933 seine Anwaltszulassung. Wogegen er aber erfolgreich klagte. Die Aufregung darüber mag zu seinem frühen Tod im gleichen Jahr beigetragen haben. Lebenslauf der drei Kinder von Lisette und Wilhelm Rosenthal nach 1933: Emil Rosenthal hatte sich als 17jähriger freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet und nahm von 1916 bis zu seiner Verwundung im Jahr 1918 am 1. Weltkrieg teil. Ihm mussten beide Beine amputiert werden. Später arbeitete er unter dem Künstlernamen Kurt Rosen für die Firma seines Vaters, die EMELKA AG, u. a. als Produzent, Aufnahmeleiter und Co-Regisseur. Im Juni 1942 wurde er mit ca. 50 anderen zum Teil schwerkranken und sterbenden Patienten aus dem Israelitischen Kranken- und Pflegeheim in der Ludwigvorstadt nach Theresienstadt deportiert. Dort starb er am 3.6.1944. Sein Bruder Karl Ernst emigrierte bereits 1933 nach Jerusalem und überlebte den Holocaust in Israel. Grete verließ 1934 München. Ihr weiteres Schicksal konnte noch nicht endgültig geklärt werden. Eine neue Spur: Bei Ancestry.com findet sich unter dem Stichwort „Rosenthal, Grethe“ ein Dokument aus der Sammlung zu ausländischen Internierten in Großbritannien 1939-1945. (Female Enemy Alien-Exemption From Internment- Refugee Rosenthal, Grethe, in: 079-Internees At Liberty in Uk 1939-1942: Roseng-Roszig, © 2025 Ancestry.com) Dieses Formular dokumentiert die gerichtliche Entscheidung (Tribunal District York vom 11.11.1939), dass die am 08. April 1902 in Deutschland geborene ehemalige Journalistin und derzeitige Hausangestellte Grete Rosenthal nicht als feindliche Ausländerin interniert werden müsse, da sie, als Tochter jüdischer Eltern vor nationalsozialistischer Unterdrückung geflohen sei. Obwohl der Name Grethe Rosenthal recht häufig ist, rechtfertigt das identische Geburtsdatum die Vermutung, dass evtl. auch dem jüngsten Kind von Lisette und Wilhelm Rosenthal die Flucht aus Nazi-Deutschland gelungen ist. Hier sind aber noch weitere Nachforschungen nötig. |
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Recherche |
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Christa Elferich |
Letzte Änderung |
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| geändert: 10.11.2025 | |
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Wir bitten um folgende Zitierweise: Eintrag: „Wilhelm Rosenthal“/ID 100, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, geschichte.fraueninteressen.de |